XVII. Olympische Winterspiele 1994
in Lillehammer

Seit Beginn der Austragung der olympischen Spiele wurden die Sommerspiele von
den Winterspielen erstmals getrennt. Zwischen Albertville 1992 und Lillehammer
1994 lag diesmal eine Pause von nur zwei Jahren. Die Anzahl der olympischen
Entscheidungen hat sich erneut erhöht. Insgesamt kämpften 1847 Aktive aus 67
Ländern um das begehrte Edelmetall bei äußerlichen Bedingungen , die nicht
besser hätten seien können. Bei allen Wettkämpfen konnte der Zeitplan exakt
eingehalten werden. Springen auf der Normalschanze
- Endlich wieder Gold für Norwegen im Skispringen, seit Toralf Engan 1964,
durch Espen Bredesen -
Durch die im Vorfeld dieses olympischen Winters ausgetragenen Zwistigkeiten
zwischen Jens Weißflog und Lasse Ottesen bei der
Vierschanzentournee, erntete der Deutsche vom norwegischen Publikum viele
unsportliche Pfiffe. Weißflog entgegnete darauf hin mit einem
unfeinem "Stinkefinger".
In Bischofshofen verzögerte Ottesen den Sprung, um seinem
Teamkollegen Bredesen für den Tourneesieg günstige
Windbedingungen zu verschaffen. Weißflog sah sich durch diese
unsaubere Aktion ganz klar um den Gesamtsieg betrogen. Ottesen wurde
disqualifiziert und bekam den ironischen Beinamen "Der Bankdrücker".
Toni Nieminen, der ja eigentlich mit gerade mal 18 Jahren als
Titelverteidiger an den Start hätte gehen müssen, fehlte in Lillehammer. Der
Erfolg von 1992 sowie Preise und Preisgelder stiegen dem jungen Finnen dermaßen
zu Kopf, daß er nicht durch sportliche Leistungen, sondern durch einen "playboyhaften"
Lebensstil von sich reden machte.
Nachdem Espen Bredesen und Lasse Ottesen ihren
Heimvorteil mit einem Doppelsieg unterstreichen konnten, meldeten sich endlich
auch die deutschen Adler mit Platz 3 und 4 durch Dieter Thoma und Jens
Weißflog , mit Erfolg bei Olympia zurück.
Ergebnis Normalschanze
Gold
Espen Bredesen (NOR)
|
100,5/104,5 m
282,0 Punkte
|

E. Bredesen
|
Silber
Lasse Ottesen (NOR)
|
102,5/98,0 m
268,0 Punkte
|
Bronze
Dieter Thoma (GER)
|
98,5/102,5 m
260,5 Punkte
|
4. Platz
Jens Weißflog (GER)
|
98,0/96,5 m
260,0 Punkte
|
5. Platz
Noriaki Kasai (JPN)
|
98,0/93,0 m
259,0 Punkte
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|
Springen auf der Großschanze
- Jens Weißflog nach Jahren des Misserfolgs bei olympischen
Spielen wieder Olympiasieger. -
Im Kampf um den Titel auf der Großschanze legte Espen Bredesen im
1. Durchgang mit einer "Granate" von 135,5m fast uneinholbar vor. Weißflog
machte mit 129,5m zwar auch einen Riesensatz, aber 6 Meter sind schon
eine Menge Holz. Andreas Goldberger (AUT) hielt mit
128,5m auch gut mit.
Im zweiten Durchgang steigerte sich Takanobu Okabe um 11 Meter
und machte mächtig Boden gut. Goldberger sicherte sich mit
einen 121,5m-Satz die Bronzemedaille. Weißflog, als
vorletzter Springer an dem Start, setzte alles auf eine Karte und landete
bei 133,0m. Würde Bredesens Vorsprung reichen? Aber der
zeigte Nerven, machte einen Absprungfehler und landete bei "nur"
122,0m zu Silber.
Ergebnis Großschanze

J. Weißflog
|
Gold
Jens Weißflog (GER) |
129,5/133,0 m
274,5 Punkte |
Silber
Espen Bredesen (NOR) |
135,5/122,0 m
266,5 Punkte |
Bronze
Andreas Goldberger (AUT) |
128,5/121,5 m
255,0 Punkte |
4. Platz
Takanobu Okabe (JPN) |
117,0/128,0 m
243,5 Punkte |
5. Platz
Jani Soininen (FIN) |
117,0/122,5 m
231,1 Punkte |
Mannschaftsspringen
- Die deutschen Adler siegen souverän vor den Teams Japans und
Österreichs. -
In einem packenden Mannschaftswettbewerb feierte Jens Weißflog mit
seiner 3. Goldmedaille bei Olympia den wohl schönsten Erfolg seiner langen
Karriere. Mit seinen Teamkollegen Hansjörg Jäckle, Christof Duffner und
Dieter Thoma siegten sie mit 13,2 Punkten Vorsprung auf den
Zweitplazierten Japan.
Ergebnis Mannschaftsspringen

Gold
Deutschland
(Jäckle, Duffner, Thoma, Weißflog) |
970,1
Punkte |

D. Thoma und J. Weißflog im
Freudentaumel
|
Silber
Japan
(Nishikata, Okabe, Kasai, Harada) |
956,9
Punkte |
Bronze
Österreich
(Kuttin, Moser, Horngacher, Goldberger) |
918,9
Punkte |
4. Platz
Norwegen
|
898,8
Punkte |
5. Platz
Finnland
|
889,5
Punkte |
Die Skisprunglegende Jens Weißflog
Im norwegischen Lillehammer nahm Jens Weißflog zum 4. mal
bei Olympia teil. Nach Gold und Silber 1984 in Sarajevo folgten in Calgary und
Albertville eher Mißerfolge. Bei allem Respekt darf man jedoch nicht vergessen,
was der Mann aus dem erzgebirgischen Oberwiesenthal in seiner langen Karriere an
Höhen und Tiefen alles wegsteckte. Nach dem Mauerfall lief es für Jens
überhaupt nicht. Hineinwachsen in ein neues Team, die Umstellung auf den V-Stil
sowie Verletzungsprobleme mit dem Knie trugen zu einem zwischenzeitlichen
Formtief bei. Danach kam, was kommen mußte - der Gedanke vom Rücktritt. Doch
sein neuer Trainer Reinhard Heß brachte ihn mit viel Fingerspitzengefühl auf
die Wogen des Erfolges zurück. Mit insgesamt 3x Gold und 1x Silber bei Olympia,
2 Weltmeistertiteln sowie 4 Gesamtsiegen bei der Vierschanzentournee wurde
"Der Floh vom Fichtelberg" zur Springerlegende.
Medaillenspiegel
Stand nach 61 Entscheidungen
Nation |
Gold |
Silber |
Bronze |
Rußland |
11 |
8 |
4 |
Norwegen |
10 |
11 |
5 |
Deutschland |
9 |
7 |
8 |
Italien |
7 |
5 |
8 |
USA |
6 |
5 |
2 |
Quelle: Olympisches Jahrbuch "Sport
und Gesundheit Verlag GmbH "
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